dahlemer
verlagsanstalt

Bernd Kebelmann
Auf dem Tastweg
Gedichte zum literarischen Kunstprojekt Tastwege ®1992 – 2005

Umschlaggestaltung Diether Münchgesang



ISBN 978-3-928832-31-1
Klappenbroschur, 112 Seiten, € 15,-




Ich bin der mit Blindheit Begabte … Wenn er fällt und es schmerzt, ist er nicht wirklich gefallen. Seine innere Lage muss aufrecht bleiben, sonst stürzt er ins Bodenlose. Für ihn gibt es keinen Fluchtpunkt. Also erträgt er sich und uns, oder zerbricht daran…

Vorsicht, ruft man mir zu, ein Baum, eine Wand, ein Gullyloch, Mann, Sie stehen ja auf dem Fahrdamm! - Der Menschenstrom drängt mich gefährlich nahe an die drohenden Klippen heran. Betonmasten, stählerne Pfeiler. Lautsprecher dudeln, Autos starten, Baustellen dröhnen wie Höllenschmieden, Lärm und Lachen spritzt auf wie Gischt. Ein minoisches Stadtlabyrinth. Wo bin ich, wohin führt mein Weg? - Quer zur Strömung treibe ich weiter, versuche, die Richtung zu halten. Welche Richtung, spielt keine Rolle. Jedes Hindernis zieht mich fast magisch an. Gegen die Strömung, stromaufwärts schwimmen, Widerstand spüren, leben.

Bernd Kebelmann versammelt 56 Gedichte, die thematisch sein Bemühen umreißen, sich trotz zunehmender Erblindung einen Zugang zur Kunst zu erhalten.
Kämpft er in den ersten Gedichten bisweilen noch mit seinem Schicksal, so schafft er es bald, aus der neuen, ungewohnten Situation des Tastens auch heitere, frohe Momente herauszuarbeiten. Tristesse wird einen beim Lesen niemals überkommen, dafür jedoch eine gesteigerte Sensibilität für ein anderes Begreifen.

Sehende können neu sehen lernen, wenn sie bereit sind, sich vorurteilsfrei auf die Perspektiven von Bernd Kebelmann einzulassen.